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1. Alte Geschichte - S. 55

1879 - Dillenburg : Seel
— 55 — die Folgen desselben in religiöser und sittlicher Beziehung in Sparta nicht weniger geltend, als in Athen. Durch Lysander verleitet, hatte es den Weg zur Seemacht betreten, obgleich offenbar Athen an denselben Bestrebungen zu Grunde gegangen war. Nachdem in Athen die alte Verfassung wieder hergestellt war und noch während die Athener mit Ordnung ihrer inneren Angelegenheiten beschäftigt waren, erhob sich Sparta zum Haupte aller Staaten des Festlandes und der kleinasiatischen Colonien. Da hieraus der persische Statthalter Tissapherues Anstrengungen machte, die letzteren wieder unter die Herrschaft der Perser zu bringen, leistete ihnen Sparta unter seinem Könige Agesilans Hülfe. Dieser schlug den Tissaphernes bei Sardes, eroberte die Städte in Phrygien und Bithynien und wollte gerade den Krieg mitten in Persien fortsetzen, als es einem andern Statthalter gelang, mehrere Staaten, darunter Korinth, Theben und Argos, zum Abfall von Sparta zu bringen und so den korinthischen Krieg zu veranlassen. Da die Spartaner unter Lysander eine bedeutende Niederlage erlitten, so wurde Agesilaus von dem asiatischen Kriegsschauplätze abberufen. Dadurch freigeworden, stellten die Perser eine mächtige Flotte auf, mit deren Hülfe die Athener unter Konon die Spartaner schlugen, ihre Seemacht brachen und darauf sämmtliche an der Küste liegenden Staaten zum Abfall von Sparta brachten. Mit persischer Hülse wurde nun auch Athens Befestigung wieder hergestellt und Athen das Streben nach der Vorherrschaft zur See ermöglicht. Um dies letztere zu verhindern, schloß Sparta mit Persien den schimpflichen antalcidifchen Frieden (387), in welchem es die Oberherrschaft Persiens über die griechischen Colonien und die Freiheit und Selbstständigkeit aller griechischen Staaten anerkannte. b. Th eben's Erhebung. Trotzdem Sparta die Selbstständigkeit aller Staaten anerkannt hatte, fuhr es doch fort, den peloponnesischen Bund wieder zu befestigen und selbst mit Gewalt Städte zur Theilnahme an demselben heranzuziehen. Ans dieser Veranlassung gerieth Sparta auch in Krieg mit der Stadt Olynth (auf der thrazifchen Halbinsel). Auf dem Zuge dorthin besetzte der spartanische Feldherr mitten im Frieden Thebens Burg Kadmea, vertrieb die Volks-Partei und setzte den Adel in die Herrschast ein. Die Vertriebenen fanden in Athen freundliche Aufnahme. Wohl mußte Sparta seinen Feldherrn bestrafen; aber die Besatzung war und blieb in Theben. Die Partei der Vertriebenen

2. Alte Geschichte - S. 30

1879 - Dillenburg : Seel
— 30 — fammte Heer betrug 100,000 Mann; auf 1200 Schiffen sollten sie von Anlis aus weiter geführt werden. Da ein widriger Wind die Abfahrt lange verzögerte, so befragte man einen Priester um die Ursache, worauf dieser erwiederte, daß die Götter ein Menschenopfer und zwar das der Jphigenia, der Tochter des Agamemnon, forderten. Als diese zum Altare geführt wurde, erbarmten sich die Götter; eine Wolke senkte sich nieder und entführte Jphigenia, und an ihrer Stelle lag eine Hindin auf dem Altare. Diese wurde geopfert; bald drehte sich der Wind, und die Abfahrt begann. Glücklich gelangten sie an die asiatische Küste und fingen die Belagerung an. Aber diese war außerordentlich schwierig. Die Stadt war durch Mauern und starke Thürme gut befestigt und schloß ein zahlreiches, von trefflichen Helden angeführtes Heer ein. Zn den Helden Troja's sind zu zählen: Priamus, der König, Hector und Paris, seine Söhne, Aeneas und Sarpedou, Fast 10 Jahre hielt sich die Stadt gegen die Belagerer. Zwischen den Stadtmauern und dem Belagerungsheere befand sich eine weite Ebene, in welcher die Kämpfe, welche meist Zweikämpfe und nur selten Schlachten waren, ansgefochten wurden. Fiel einer der Zweikämpfer, so stürmten die Heere heran und stritten um den Leichnam und seine Rüstung. Dann gab es einige Tage Ruhe, um die Todteu zu beerdigen. Daraus begann der Kampf von neuem; Siege und Verluste wechselten auf beiden Seiten. So hatte man sich schon fast 10 Jahre bekämpft, ohne daß einer Partei die Hoffnung auf endlichen Erfolg nahe gelegen hätte. Hielt sich doch aus griechischer Seite der gewaltigste der Helden, Achilles, eines Streites mit Agamemnon wegen vom Kampfe entfernt. Als endlich sein treuer Freund Patroklus von Hektars Hand fiel, da konnte er sich doch nicht mehr halten. In der bald darauf erfolgenden Schlacht kämpfte er wie ein Löwe; viele Feinde verbluteten unter dem Wurfe feiner mächtigen Lanze. Aber er kämpfte und wüthete weiter, bis er endlich Hektor fand. Dieser, den Achilles erkennend, floh; aber Achilles jagte ihm so lange nach, bis Hector erschöpft stillstand. Run entspann sich ein kurzer, aber harter Kampf, welcher damit endigte, daß Hektor, von der Lanze Achilles durchbohrt, niederstürzte, von ihm vollends getödtet und zum Schmerz des Vaters und aller Trojaner um die Stadtmauer geschleift wurde. Erst jetzt veranstaltete Achilles eine Leichenfeier zu Ehren des Patroklus, und als dessen Leiche bestattet war, schleifte er den Leichnam Hektars noch dreimal um den Grab-

3. Alte Geschichte - S. 57

1879 - Dillenburg : Seel
— 57 — vor Sparta's Unbesiegbarkeit verschwand und die Spartaner ihre Hegemonie verloren. Ein Einfall der Thebaner unter Pelopldas und Epaminondas in das spartanische Gebiet scheiterte, obgleich sie schon bis vor Sparta, ja sogar bis in den unteren Theil der Stadt vorgedrun- ^ gen waren, an der Tapferkeit der Spartaner, so daß sie sich, als Athen sich mit Sparta verband, nach Verheerung Lakoninms Zurückziehen mußten. Auch ein zweiter und dritter Einfall der Thebaner in den Peloponnes blieb erfolglos. Glücklicher waren sie in einem Zuge gegen den Tyrannen Alexander von Pherä, den sie nach verschiedenen Wechselfällen bei Kynoskephalä (364) besiegten und ihm dadurch die thematischen Städte entrissen. Aber in dieser Schlacht verlor Pelopldas durch eigne Unvorsichtigkeit das Leben. Bald unternahmen die Thebaner einen vierten Einfall in den Peloponnes; die Thebaner standen bei Tegea, die Spartaner (mit den Athenern) bei Mantinea. Epaminondas wollte dem Kriege schnell ein Ende machen und zog deshalb rasch vor Sparta, dessen unteren Theil er bald in seine Gewalt bekam. Auf die Nachricht hiervon eilten die Spartaner zum Schutze der Stadt und Burg herbei und zwangen den Epaminondas zum Rückzüge nach Tegea. Nun aber wandte sich dieser mit seiner ganzen Macht gegen die Spartaner und Athener und schlug das vereinigte Heer derselben bei Mantinea (362) gänzlich. Aber 362 es war ein theurer Sieg: Epaminondas fiel, von einem Wurf- ”• speere getroffen, und mußte sich vom Schlachtfelde wegbegeben. • Als er die Siegesnachricht bekam, rief er: „Ich habe genug gelebt, denn ich sterbe unbesiegt!" worauf er das noch in der Wunde steckende Eisen herauszog und starb. Die Macht Thebens sank mit ihm dahin. c. Weitere Kämpfe. Griechenland war nach all' diesen Kämpfen innerlich matt und abgespannt, und es kam daher jetzt zu einem allgemeinen Frieden. Doch dauerte dieser nicht lange, denn schon im Jahre 357 brach der sogenannte Bundesgenossenkrieg aus; von Athen gegen abgefallene Bundesstaaten geführt. Er endigte im Jahre 355 v. Chr. Aber noch in demselben Jahre führte der innere Hader zu den sogenannten b eiligen Kriegen (355—345 v. Chr.), welche alles religiöse und sittliche Gefühl vernichteten, namenloses Elend über Griechenland brachten und zum Untergänge der griechischen Freiheit führten.

4. Mittelalter - S. 19

1879 - Dillenburg : Seel
— 19 — Nachdem letztere zurückgetrieben waren, wurde Thassilo Ii. auf 788 dem Reichstage zu Ingelheim zum Tode verurtheilt, von Karl jedoch wieder begnadigt und in ein Kloster geschickt; die Herzogswürde wurde für Baiern abgeschafft (788). • Im folgenden Jahre (789) war Karl's kriegerische Thätigkeit gegen die Slaven gerichtet. Ein slavischer Volksstamm, die Milzen (sie wohnten in der heutigen Mark Brandenburg), hielt es stets mit Karl's geschworenen Feinden, den Dänen. Um sie zu unterwerfen, verband sich Karl mit den Obotriten (im henti- 789 gen Mecklenburg wohnend), überfiel plötzlich die Milzen und brachte sie zur Unterwerfung. Noch während dieses Krieges hatte er auch einen Zug gegen die Avaren unternommen, die er dafür züchtigen wollte, daß sie so häufig Raubeinfälle in fein Reich ausführten. Die Avareu (im heutigen Ungarn wohnend) waren keine Slaven, sondern gleicher Abstammung mit den Türken, auch ihre Heimat war das innere Asien. Sie waren von Körper groß und stark, dabei sehr kriegerisch und gewandt; sie kannten bereits die Kunst, Brücken zu bauen und Städte und Dörfer zu befestigen, und unter ihnen gab es geharnischte Reiter und gepanzerte Rosse. Die häufigen Raub-einsälle in die umliegenden Länder hatten einen bedeutenden Reichthum in ihr Land gebracht, und dieser war durch Handel noch sehr vermehrt worden. Da wurde das Volk weichlich und schlaff und lebte nur seinen thierischen Neigungen. Karl eröffnete in eigner Person den ersten der sieben gegen sie geführten Feldzüge; die Fortsetzung übertrug er seinem Sohne Pipin, welcher in den Jahren 791—799 das ganze Land der Avareu eroberte und das Volk gänzlich vernichtete. Karl schlug das Land der Avaren bis an die Raab als östliche Mark zum Frankenreiche und setzte deutsche Ansiedler in das verödete Land. In diesem Kriege begann Karl auch einen Kanal zwischen der Allmühl und Retzat graben zu lassen, um dadurch Main und Rhein mit der Donau, die Nordsee mit dem schwarzen Meere zu verbinden. Die Arbeit gelang jedoch nicht, theils aus Unkunde der Arbeiter, theils wegen Unruhen, welche im Sachsenlande aufgebrochen waren. Erst 1000 Jahre später wurde das Werk wieder aufgenommen und vollendet (unter Ludwig I. von Baiern). Noch ein Feind Karl's stand unbesiegt da, die Dänen. Diese hatten die Sachsen in ihren Kriegen gegen Karl unterstützt und sie zu den mehrmaligen Empörungen aufgestachelt; die flüchtigen Herzöge Wittekind und Albion hatten bei ihnen stets willige Aufnahme gefunden. Dafür waren sie schon einmal von Karl 2*

5. Mittelalter - S. 72

1879 - Dillenburg : Seel
Christen sonnten in den Ritterstand aufgenommen werden) zu kämpfen. Daraus empfing er aus den Händen eines Ritters oder einer Edelfrau Panzer, Handschuhe und Sporen.^ Nun ^meie er bor dem Ritter nieder und empfing von ihm bret leichte Schlage mit der flachen Klinge; das war der Ritterschlag, ^ach demselben überreichte man ihm auch Helm, Schild und Lanze und führte ihm ein Pferd vor, das er sofort bestieg und vor den Augen der zuschauenden Menge fröhlich tummelte. Gro-ze Festlichkeiten beschlossen die Feier des Tages. Hatte ein Knappe steh in einer Schlacht durch Tapferkeit und Muth besonders ausgezeichnet, so wurde er manchmal gleich nach der schlag aur cem Schlachtfelde zum Ritter geschlagen. c. Häusliches Leben der Nitter. Die Wohnungen der Ritter tagen meist auf Bergen, welche die Vertheidigung dev Wohnsitzes erleichterten. Am Rhein und der -Lonau, am Reaar und Main, sowie auf den waldigen Höhen des Thüringer ^alie^ und des Schwarzwaldes haben die meisten Ritterwohnungen,^.tu-qen genannt, gestanden. Jede Burg war mit mehreren Ringmauern umgeben, durch welche große Thore führten. Zwischen den beiden äußeren Mauern befand sich 1ber sogen. 3 ein weiter Raum, der, weil hier sich bte Stalle und Mrthlchaft-gebäude befanden, auch der Viehhof genannt würde. Zwsich u diesem und dem Mauerwerk der eigentlichen Burg besam, steh ein tiefer Graben, über welchen eine Zugbrücke in das innere dev Schlosses führte. Der äußere, wie der innere Eingang, war mit Thürmen und sonstigen Vertheibigungs-Vorrtchtungen aus be den Seiten versehen. Im innern Hosraum stand der Wartthurm, welcher an die Mauer angebaut war und dem Burgwar. als Ausschau diente, iodann das eigentliche Herrenhaus, welches außer den Zimmern für die Familie des Ritters einen großen Saauur di- Bewirthung der Gäste, besonders bet Festlichkeiten, enthielt. Dieser Festsaal wurde bei feierlichen Gelegenheiten mit Teppichen belegt, die Wände behing man mit gewirkten Tapeten; mt ruh-litte und Sommer bestreute man ihn mtt Blumen, ^n jeder Burg von nur einiger Bedeutung war auch eine Kapelle Zunn-ben, zu deren Bedienung ein besonderer Geistlicher, der Bmgpfaff, 6e'‘C^as Innere der Räume war je nach dem Reichthum be* Burgherrn und nach dem Geschmacke der Ebels ran mehr ober weniger kostbar ausgeschmückt. Ta fanben stch Ttsche, Banfe und

6. Mittelalter - S. 107

1879 - Dillenburg : Seel
— 107 — d. Columbus' Ende. Bei seiner Ankunft in Spanien fand er die ihm wohlwollende Königin Jsabella todt; König Ferdinand glaubte seiner nicht mehr zu bedürfen und erwiderte alle Gesuche des verdienten Mannes um Erfüllung der ihm gemachten Versprechungen mit Stillschweigen. Es war der Nationalstolz der Spanier, der die Verdienste des Fremden nicht gelten lassen wollte. Die Art und Weise, wie man die Verdienste des Columbns zu verkleinern suchte, charakterisirt sich in folgender, allerdings unverbürgten Erzählung: Einst befand sich Columbus in einer Gesellschaft gelehrter Männer, unter denen auch die Rede davon war, daß jeder andere die Entdeckung des Columbus auch habe machen können. Da nahm Columbus ein Ei und fragte: „Wer von Ihnen, meine Herren, kann dies Ei auf seine Spitze stellen?" Alle versuchten's, aber keinem gelang es. In aller Ruhe stellte es Columbus auf die Spitze, indem er mit einem leisen Drucke die Spitze eindrückte. „Ah!" riefen alle, „das hätten wir auch gekonnt!" „Jawohl," sagte Columbus, „ihr hättet es machen können, ich aber habe es gemacht!" Wie die meisten der großen Männer der Geschichte, so erntete auch Columbus Undank für seine Verdienste. Er starb am 20. Mai 1506 zu Valladolid; fein Bruder brachte feinen 1506 Leichnam nach Hayti. (Die Ketten, in denen er gefesselt nach Spanien gebracht wurde, gab ihm sein Bruder mit ins Grab.) Als im Jahre 1793 Hayti französisch wurde, brachte man die Ueberrefte des Columbus nach Havanna auf der Insel Cuba. Columbus hat bis zu seinem Tode geglaubt, die Ostküste Indiens entdeckt zu haben; noch heute nennt man die von ihm entdeckten Inseln mit dem gemeinsamen Namen „Westindien", während nun das eigentliche Indien in Asien Ostindien heißt. Auch trägt der neu entdeckte Erdtheil nicht den Namen des Columbus, sondern den Namen dessen, der ihn zuerst beschrieben hat: Amerigo Vespucius. — Erst die Nachwelt hat des Entdeckers Verdienste ans rechte Licht gezogen. 15. Der Meistergesang. a. Entstehung der Sängerschulen. Als gegen das Ende des Mittelalters das Ritterthum seine Traditionen, seine wahre Ehre und die ihm eigenthümliche Beschäftigung vergaß und in wilden Fehden den Rest des edlen Theiles in sich vernichtete, da fand auch die früher von ihm so hochgehaltene Poesie keine Pflege mehr. Seit der Zeit Rudolfs von Habsburg wurde sie

7. Neue und neueste Geschichte - S. 28

1880 - Dillenburg : Seel
— 28 — Philipps Gefangenschaft war eine viel härtere, als diejenige Johann Friedrichs; er mußte sich die lästigsten Beschränkungen und die roheste Geringschätzung von Seiten seiner Wärter gefallen lassen. — Der schmalkaldische Bund war vernichtet. c. Passauer Vertrag; Augsburger Religionsfriede. Das Glück hatte dem Kaiser im Kriege gelächelt, und er glaubte nun, die religiösen Streitigkeiten ebenso leicht beseitigen zu können. Dnrcki Geistliche beider Konfessionen ließ er eine Glaubensformel aufsetzen, der alle Parteien sich fügen sollten, bis ein allgemeines Concil alle Theile befriedigen werde. Diese Glaubeusvarschrist, das Augsburger Interim genannt, war den Katholiken günstig, weshalb viele Protestanten, unter ihnen auch Moritz vou Sachsen, sich weigerten, dasselbe anzunehmen. Am hartnäckigsten zeigte sich darin die Stadt Magdeburg, welche der Kaiser während des schmalkaldischen Krieges nicht bezwungen hatte, nicht ahnend, daß er damit „ einen Dorn im Fuße stecken ließ, der ihm hernach sehr schmerzhaft werden sollte." Der Kaiser sprach die Acht über Magdeburg aus und beauftragte Moritz mit der Vollstreckung derselben. Aber dieser war nicht mehr der ergebene Freund Karl's; das Gefühl der Schuld, unehrenhaft gegen feine Glaubensgenossen gehandelt zu haben, drückte ihn, und er suchte Gelegenheit, sich den Protestanten wieder mehr zu nähern, da er von ihnen gemieden ward; dazu kam die unwürdige Behandlung seines Schwiegervaters und die Abweisung jeglicher Fürbitte für denselben. Philipp hatte nemlich einen Versuch gemacht, nach den Niederlanden zu entfliehen, war aber wieder gefangen genommen und in die Festung Mecheln gebracht worden, wo er eine schmähliche Behandlung erfuhr. Da der Kaiser gegen alle Bitten Moritzens taub blieb, schloß letzterer ein Bündnis mit dem Söldnerführer Albrecht Aleibiad es von Brandenburg-Kulm- , bach; auch König Heinrich Ii. von Frankreich (Sohn Franz I.) wurde in das Bündnis gezogen; weitere Bundesgenossen waren ein Herzog von Mecklenburg, Wilhelm von Hessen und der Kurfürst von Brandenburg. Die Belagerung Magdeburgs war von Moritz sehr lässig betrieben worden; er forderte die Stadt jetzt zur Uebergabe auf, und da die Bedingungen günstig waren, so ergab sie sich. Nun wandte sich Moritz mit feinem Heere nach Süddeutschland. Trotz der Warnungen der geistlichen Kurfürsten, welche von Trident aus dem Kaiser ihre Befürchtungen mittheilten, traute Karl dem Moritz 4

8. Neue und neueste Geschichte - S. 25

1880 - Dillenburg : Seel
— 25 — wurde ein junger Bauer herbeigebracht, der dem Kaiser eine Fnrt durch den Strom zu zeigen versprach; die Sachsen hatten ihm zwei Pferde weggenommen, und aus Rache verrieth er den Ueber-gang. Am andern Morgen, als noch dichter Nebel den Fluß deckte, wurde der Uebergang versncht, aber durch das heftige Feuer der Sachsen vereitelt. Da diesseits keine Kähne aufzutreiben waren — die Sachsen hatten sie au das jenseitige Ufer geholt und hielten sie besetzt —, so befahl der Kaiser, dem Feinde die Nachen zu nehmen. Schnell sprangen zehn kühne Spanier in den Strom, schwammen hinüber und nahmen den Sachsen nach einem kurzen, aber blutigen Gefechte die Nachen ab; diese wurden sofort mit Scharfschützen besetzt, und während durch das Feuer derselben der Feind beschäftigt wurde, setzte ein Theil der Reiterei auf der Furt über. Bald folgten auch Herzog Albrecht, Moritz, König Ferdinand und der Kaiser; des letzteren Pferd führte jener Bauer. Mit Hülfe der Kähne schlng man eine Schiffbrücke und führte so mit Leichtigkeit das Fußvolk und die Munition über den Fluß; noch ehe letztere ankam, war schon das Heer in Schlachtordnung ausgestellt. Es war ein schöner Sonntagmorgen, der 24. April 1546. 1546 Der Kurfürst, in dem festen Glauben, daß das ihm gegenüberstehende Heer nicht das kaiserliche sei, war zur Kirche gegangen, und als er während des Gottesdienstes die Nachricht von dem Stromübergang erhielt, glaubte er es nicht, wartete auch erst das Ende der Predigt ab, ehe er zu seinem Heere eilte. Noch immer hoffte er, Wittenberg erreichen zu können; aber auf der Lochauer Heide wurde sein Heer von den Kaiserlichen zum Stehen gebracht und zum Kampfe gezwungen. Unter dem Geschrei: „Hispania! Hispauia!" warf sich die spanische Reiterei auf die sächsische und schlug sie so zurück, daß diese auf ihrer Flucht Unordnung in das Fußvolk brachte; als daher der Hauptangriff des kaiserlichen Heeres erfolgte, war das sächsische bald überwältigt. In regelloser Flucht zerstreute sich das sächsische Heer über die ganze Heide; Tausende lagen erschlagen; viele waren gefangen genommen worden. Der Sohn des Kurfürsten erreichte mit großer Mühe und schwer verwundet Wittenberg; der Kurfürst selbst war auf der Flucht eingeholt worden; er wehrte sich tapfer, erhielt aber .einen Hieb ins Gesicht und mußte sich ergeben. Bor den Kaiser gebracht, rief er aus: „Herr Gott! erbarme dich meiner! Nun bin ich hier!" Der Kaiser empfing ihn sehr ungnädig. Als der Gefangene ihn anredete: „Großmächtigster, allergnädigster Kaiser!"

9. Neue und neueste Geschichte - S. 89

1880 - Dillenburg : Seel
— 89 — thum Geldern, ein Ländchen mit 50 000 fleißigen Bewohnern; noch bedeutendere Erwerbungen standen bevor. Im Jahre 1700 war zwischen Rußland, Polen und Dänemark einerseits und Schweden andrerseits der sog. nordische Krieg ansgebroch?n. Durch rechtzeitiges und kräftiges Auftreten in diesem Kriege (s. S. 94) erlangte Friedrich Wilhelm die Inseln Usedom und Sb oll in, sowie Stettin und das Land zwischen Oder und Peene. Neue Verwicklungen brachte der polnische Erbfolgekrieg. Auf Kaiser Leopold I. (1658 — 1705) war Joseph I. (1705—1711) gefolgt; von 1711 bis 1740 regierte Karl Vi. Da letzterer feine männlichen Erben hatte, so war er eifrig bemüht, feiner Tochter Maria Theresia die Erbfolge in allen östreichischen Ländern zu sichern. Zu diesem Zwecke hatte er schon 1713 eilt Hausgesetz gegeben, Me pragmatische Sanction, für welche er die Anerkennung der Mächte zu erlangen bemüht war; mit Spanien war ein Bündnis abgeschlossen. Aber Frankreich und England waren dem Vertrage entgegen und bewarben sich um die Bundesgenossenschaft Preußens, dessen Königin eine Tochter des englischen Königs war. Da die Königin eine Heirat ihrer Kinder Friedrich und Wilhelmine mit Gliedern des englischen Königshauses wünschte und der König von England scheinbar darauf einging, so schloß Friedrich Wilhelm mit England und Frankreich den Vertrag zu Herrenhausen (bei Hannover, 1725), in welchem sie sich gegenseitigen Schutz zur Vertheidigung ihrer Staaten zusicherten. Aber auch dem Kaiser lag sehr viel daran, Preußen auf seine Seite zu bringen; er bot alles auf, den Vertrag zu Herrenhaufen zu lösen. Sein General Seckendorf, ein bei Friedrich Wilhelm beliebter Mann, übernahm die Mission, Preußen für den Kaiser zu gewinnen. Die Aufgabe Seckendorfs war leichter, als er gedacht hatte; gegen die Franzosen war Friedrich Wilhelm ohnedies eingenommen, und gegen England hegte er bereits Groll, weil es die versprochenen Heiraten immer verzögerte. Seckendorf brachte es bald dahin, daß der König das Bündnis mit England und Frankreich löste und mit dem Kaiser den Vertrag zu Wusterhausen schloß; der schon 1700 geschlossene Kronvertrag wurde bestätigt; der Kaiser versprach, alles aufzubieten, um das Herzogthum Berg an Preußen zu bringen, und Friedrich Wilhelm sagte die Vertheidigung der pragmatischen Sanction zu. Als England und Frankreich drohten, rüstete der König, und als seine Gemahlin und der Kronprinz die Verbin-

10. Neue und neueste Geschichte - S. 143

1880 - Dillenburg : Seel
— 143 — Ton gegen Prenßen an; er verlangte, daß Preußen Anspach an Skiern, Neuenburg und Wesel an Frankreich abtreten solle; dagegen sollte es ^Hannover nehmen (Napoleon wollte hierdurch Preußen mit England verfeinde«). Da dem Minister Haugwitz nur wenige Stunden Zeit gelassen waren, sich zwischen Annahme dieser Bedingungen und dem Kriege zu entscheiden, so unterschrieb der eingeschüchterte Mann den Vertrag. Der König weigerte sich, denselben zu vollziehen; nachdem aber Oestreich mit Frankreich Frieden geschlossen hatte, wagte es Friedrich Wilhelm nicht, die Verhandlungen abzubrechen und erklärte sich bereit, Hannover „einstweilen in Verwahrung zu nehmen". Haugwitz eilte mit einem neuen Vertrage nach Paris. Aber Napoleon trat noch viel heftiger auf, als vorher; er verlangte, daß Preußen Hannover unwiderruflich annehme und feine Häsen den Engländern sperre. Wieder sah sich Haugwitz, wertn er den Krieg vermeiden wollte, genöthigt, zu unterzeichnen, und noch ehe der König den Vertrag genehmigt hatte, besetzte Napoleon schon Neuenburg, Auspach und Wesel. Auch dazu schwieg Friedrich Wilhelm, um keine Veranlassung zum Kriege zu geben; aber England erklärte sofort nach Bekanntwerden des Vertrages feine Feindschaft an Preußen und schädigte den Handel Preußens durch Wegnahme von Schiffen. Nachdem auf diese Weise der eine Zweck, die Verfeindung Preußens mit England erreicht war, bot Napoleon insgeheim wieder Hannover den Engländern, Preußisch-Polen den Russen an, wenn sie mit ihm Frieden schließen wollten. Zugleich forderte er Preußen auf, einen Bund mit den norddeutschen Staaten, einen Bund ähnlich dem Rheinbund zu schließen; die betheiligten Staaten aber warnte er vor dein Beitritt zu diesem Bunde; auch Schweden wiegelte er gegen Preußen auf. Da ermannte sich Friedrich Wilhelm; mit England und Schweden föhnte er sich ans und versicherte sich der Hülfe Rußlands. Als Napoleon auf feine Forderungen, Wesel herauszugeben und die französischen Heere hinter den Rhein zurückzuziehen, gar nicht antwortete, so erklärte er, wiewohl mit schwerem Herzen, denn seine Kassen waren leer und die vom Vater übernommene Schuldenlast drückte das Volk schwer, am 9. October 1806 an Frankreich den Krieg. Mit Jubel wurde von Volk und Heer die Kriegserklärung aufgenommen; besonders die Armee war in gewisser Siegeszuversicht erregt. Noch war die äußere Heeresordnung wie zur Zeit Friedrichs d. Gr. vorhanden; aber der Geist, der ihr damals inne wohnte, fehlte. Die Befehlshaberftellen waren meist mit alten
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